Im Dauerkonflikt um die Falkland-Inseln, die britische Inselgruppe im Südatlantik vor Argentinien, sieht die britische Regierung ihr Überseegebiet zusehends bedroht: "Die Gefahr bleibt, es ist eine sehr konkrete Gefahr, wir müssen darauf reagieren", sagte Verteidigungsminister Michael Fallon am Dienstag dem BBC Radio 4. Am Nachmittag werde er sich in dieser Angelegenheit an das Parlament in London wenden.
"Invasion ist wahrscheinlicher geworden"
Das Boulevardblatt "Sun" berichtete am Dienstag, der Verteidigungsminister werde die Entsendung zusätzlicher Truppen auf die Inselgruppe ankündigen. Demnach weise ein interner Bericht des Ministeriums darauf hin, dass eine Invasion wahrscheinlicher geworden sei.
In aktuellen Berichten ist davon die Rede, man befürchte, dass Argentinien seine bisher recht marode Luftwaffe durch ein Dutzend russischer Mittelstreckenbomber vom Typ Suchoi Su-24 "Fencer" verstärken könnte, die die große Distanz zwischen dem argentinischen Festland und den Falklands (auf Spanisch: "Islas Malvinas") von rund 650 Kilometern leicht bewältigen könnten.
Chinesische Kampfjets für Argentinien
Allerdings dürfte dieses Geschäft - konkret wäre es nicht um einen Kauf, sondern Leasing oder Tausch gegen Rohstoffe gegangen - nicht zustandekommen: Die diesbezüglichen Gerüchte entstanden im Dezember anlässlich des Besuchs des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Buenos Aires und haben sich seither aus allerhand Gründen, etwa technischen, eigentlich erledigt; weit konkreter ist die Absicht des finanzschwachen Argentiniens, moderne Kampfjets in China zu kaufen - siehe diese Geschichte von Mitte Februar.
Bild vergrößernSolche JF-10 Kampfjets könnte Argentinien in China beschaffen / Bild: military-today.comDie Falklands/Malvinas waren 1833 nach kurzer und faktisch ineffektiver Verwaltung durch einen Vorgängerstaat des heutigen Argentiniens britisch geworden; Argentinien hat seinen Anspruch auf die kahlen, windumtosten Eilande aber nicht aufgegeben und inszeniert um deren Wiedergewinnung fast eine Art Staatsreligion. 1982 waren sie während des Falklandkriegs zehn Wochen lang von argentinischen Truppen besetzt, die sie im Handstreich erobert hatten und der winzigen britischen Garnison keine Chance ließen. Heute sind auf den Inseln mit ihren rund 3000 Bewohnern, die jeden Anschluss an Argentinien ablehnen, rund 1300 Mann der British Army, Royal Air Force und Royal Navy stationiert.
U-Boote wirken abschreckend
Mindestens ein Zerstörer oder eine Fregatte liegt dauerhaft vor den Inseln, im Südatlantik patrouillieren immer wieder britische U-Boote, vor denen die argentinische Flotte geradezu Angst hat; zudem bilden je mindestens vier hochmoderne "Typhoon"-Kampfflugzeuge und "Rapier"-Flugabwehrraketensysteme zusammen mit den Luftabwehrraketen des Kriegsschiffs einen dichten Abwehrschild im Luftraum über dem Archipel.
Bild vergrößernAm Eingang zur Militärbasis Mount Pleasant / Bild: Wolfgang Greber
Bild vergrößernBritische Basis Mount Pleasant auf den Falklands / Bild: Wolfgang Greber
Ungeachtet dessen gibt es seit Jahren Kritik, dass die Verteidigung der Falklands auch angesichts der aktuellen Schwäche der Royal Navy kaum noch gewährleistet sei: Die Briten haben zur Zeit, ja noch über die nächsten paar Jahre, etwa keinen einzigen Flugzeugträger. (wg/ag.)