Brasilien: Wirtschaft schrumpft, Defizit wächst

Statt eines Überschusses rechnet die brasilianische Regierung für dieses Jahr mit einem Defizit im Primärhaushalt. Die schrumpfende Wirtschaft hinterlässt Spuren. Autohersteller in Brasilien und Argentinien drosseln nun ihre Produktion drastisch.

Das Treffen zwischen Merkel und Rousseff diente vor allem dazu, die wirtschaftliche Zusammenarbeit der beiden Länder zu stärken. Doch die Situation in Brasilien ist schlimmer als erwartet. (Foto: dpa)

Das Treffen zwischen Merkel und Rousseff diente vor allem dazu, die wirtschaftliche Zusammenarbeit der beiden Länder zu stärken. Doch die Situation in Brasilien ist schlimmer als erwartet. (Foto: dpa)

Die brasilianische Regierung zeigt sich bei den Staatsfinanzen für das kommende Jahr deutlich pessimistischer. Sie geht in ihren am Montag veröffentlichten Planungen nun von einem Defizit im Primärhaushalt von 0,34 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Zuvor hatte die Regierung einen Überschuss von 0,7 Prozent der Wirtschaftsleistung erwartet. Mit dem schwachen Ausblick will Präsidentin Dilma Rousseff den Kongress unter Druck setzen, die Finanzlage wieder auf Vordermann zu bringen. Die Ratingagenturen hatten Brasilien bereits davor gewarnt, sie könnten das südamerikanische Land weiter herabzustufen. Rousseff muss dringend neue Einnahmequellen erschließen. Der Kongress hat Widerstand bei bestimmten unbeliebten Sparmaßnahmen angedroht. Planungsminister Nelson Barbosa sagte, dass Brasilien das Defizit mit einer Reihe von Maßnahmen vermeiden könnte.

Brasiliens Wirtschaft war im Frühjahr kräftig geschrumpft und damit in eine Rezession gerutscht. Die Summe aller hergestellten Waren und Dienstleistungen sank zwischen April und Juni um 1,9 Prozent zum Vorquartal. Damit fiel das Bruttoinlandsprodukt schwächer aus, als es Ökonomen erwartet hatten. Zum Jahresanfang war die größte Volkswirtschaft Südamerikas um 0,7 Prozent geschrumpft. Bei zwei rückläufigen Quartalen in Folge sprechen Experten von einer Rezession.

Die schwache Wirtschaft wird auch Rousseff angekreidet. Ihre Beliebtheit fiel in Umfragen zuletzt auf einstellige Prozent-Werte. So hat ihr Bemühen, die Ausgaben zu kürzen und die Steuern zu erhöhen, kaum geholfen, um verloren gegangenes Vertrauen aufseiten der Investoren und Konsumenten zurückzugewinnen. Die Investitionen fielen im Frühjahr um 8,1 Prozent und damit das achte Quartal in Folge. Eine ähnlich lange Negativ-Serie hat es seit Erhebung der Daten 1996 noch nicht gegeben.

General Motors reagiert mit einem Produktionsstopp auf die schwache Auto-Nachfrage in Brasilien. An vier Tagen im September stünden die Bänder in den argentinischen GM-Werken still, erklärte die Opel-Mutter am Montag. Brasilien ist der Hauptabnehmer der dort produzierten Fahrzeuge. Das Land steckt derzeit aber in der Rezession. Daher war die Fahrzeugproduktion in Argentinien bereits von Juni auf Juli um rund 16 Prozent gesunken. In Argentinien bauen unter anderem auch Volkswagen, Ford, Toyota, Peugeot und Fiat Chrysler Autos.

Daimler kürzt wegen der Absatzkrise in Brasilien Arbeitszeit und Bezahlung seiner Belegschaft im Nutzfahrzeug-Werk in Sao Bernardo in der Nähe von Sao Paulo um je ein Fünftel. Auf eine entsprechende Vereinbarung habe man sich mit dem Betriebsrat geeinigt, teilte der Stuttgarter Konzern am Montag mit. Im Gegenzug nahm Daimler die bereits ausgesprochene Kündigung von 1500 der insgesamt rund 10.000 Mitarbeiter in Sao Bernardo zurück.

Die Einkommenskürzungen würden nach einem brasilianischen Kurzarbeitsmodell nach deutschen Vorbild zur Hälfte vom Staat ausgeglichen, erklärte der Autobauer. Die Regelung gilt von September 2015 bis Mai 2016. Der Lkw-Absatz in Brasilien war im ersten Halbjahr wegen Wirtschaftskrise um 44 Prozent eingebrochen.

 

 

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