Brasilien und Argentinien lamentieren über ihren Fehlstart in die WM-Qualifikation

Zwei entzauberte Giganten

Die Fußball-Riesen Argentinien und Brasilien stehen nach den Auftaktpleiten am zweiten Spieltag der südamerikanischen WM-Qualifikation unter Druck. Die Gegner erstarren nicht mehr vor Ehrfurcht.

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Fortaleza/Asuncion Wie angezählte Boxer taumeln Südamerikas Fußball-Großmächte zur Runde zwei der so genannten Eliminatorias. Nach ihren historischen Pleiten beim Auftakt der Qualifikation zur WM-Endrunde 2018 in Russland stoßen die Stars von Brasilien und Argentinien gefrustet ins gleiche Horn. Der einst lähmende Respekt vor den WM-Champions ist weg. Die Gegner wittern ihre Siegchance.

Artikelbild: Brasilien und Argentinien lamentieren über ihren Fehlstart in die WM-QualifikationSchwerer Stand: Auch Wolfsburg-Profi Luiz Gustavo (links, im Duell mit Francisco Silva) sah bei Brasiliens 0:2 in Chile nicht gut aus. Foto: afp

"Wir merken selber, dass die Schwierigkeiten, auf die wir treffen, immer größer werden", bekannte Luiz Gustavo vor der Partie heute in Fortaleza gegen Venezuela. Schuld sei auch das 1:7-Debakel gegen Deutschland. "Was bei der WM passiert ist, hat Einfluss darauf", betont der Bundesliga-Profi des VfL Wolfsburg. Die Schlappe bei der Heim-WM, das Viertelfinal-Aus bei der Copa America vor wenigen Wochen, der historische Fehlstart in die Eliminatorias mit dem 0:2 am Donnerstag bei Südamerika-Meister Chile. Da muss auch der defensive Mittelfeldspieler eingestehen: "Wir müssen bescheiden sein und diesen Erwartungsdruck sowie die Enttäuschung und Unzufriedenheit mit der Seleçao akzeptieren."

Wie die neue Bescheidenheit aussieht, skizzierte Willian, an der Seite des Münchners Douglas Costa einer von nur vier Stützen im mutlos wirkenden Offensivsystem von Nationaltrainer Carlos Dunga (einst Profi beim VfB Stuttgart), der zudem auf den gesperrten Superstar Neymar verzichten muss. "Wenn wir 1:0 gewännen, wäre das wichtig, weil wir damit drei Punkte einfahren. Ein gutes Resultat", sagte der Kreativspieler von Englands Meister FC Chelsea vor dem Duell gegen Venezuela. Dabei waren die Vinotintos, die noch nie bei einer WM teilgenommen haben, bislang eher Sparringspartner für den Rekord-Weltmeister. 14 Siege und ein Remis in allen Eliminatorias-Duellen, 57:3-Tore zugunsten der Canarinhos. Doch bei den letzten fünf Vergleichen um Punkte oder zu Testzwecken hat das Team von der Karibikküste mit einem Sieg und zwei Unentschieden gezeigt, dass die einstige Scheu abgelegt ist.

Auch Argentinien musste beim ernüchternden 0:2 gegen Ecuador feststellen, dass der Weg nach Russland kein Selbstläufer wird. Vor allem ohne den verletzten Superstar Lionel Messi. "Um gegen Paraguay zu gewinnen, müssen wir unsere Einstellung ändern", forderte deshalb "Heimkehrer" Carlos Tevez.

Die Eliminatorias, in denen seit 1998 mit der Einführung des Systems jeder gegen jeden nur Argentinien oder Brasilien als Sieger hervorgingen, seien "härter als die Copa America", mahnte der Stürmer von Boca Juniors und wollte erst gar nicht auf das 6:1 gegen den gleichen Gegner im Halbfinale der letzten Südamerika-Meisterschaft angesprochen werden.

Zumal Paraguay, das nach vier WM-Teilnahmen in Folge bei der Eliminatorias 2014 noch als Tabellenletzter versagte, nach dem 1:0 zum Auftakt in Venezuela seine Chance wittert. "Wir wissen, dass wir alle schlagen können", posaunte der Ex-Dortmunder Lucas Barrios. Der Augsburger Raul Bobadilla hofft auf einen Platz im Albirroja-Sturm neben dem gebürtigen Argentinier.

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