Stand: 22.10.2014 08:53 Uhr
Der Papst ist Fußballfan - das ist bekannt. Die Bayern sind nicht die ersten Kicker, die bei Franziskus eine Audienz erhalten. Selbst die Münchener Löwen waren schon im Vatikan. Das Treffen der Bayern-Spieler mit dem Papst aus Argentinien dürfte dennoch ein besonderes werden.
Von Tilmann Kleinjung, ARD-Hörfunkstudio Rom
Kurz vor dem WM Finale Deutschland-Argentinien, gab es die blühende Fantasie, dass sich die beiden Päpste, also der aktive argentinische und der emeritierte deutsche, gemeinsam die Partie anschauen. Nein, hieß es dazu trocken aus dem Vatikan. Papst Franziskus hat Wichtigeres zu tun.
Nach dem Spiel ist vor der Audienz. Der FC Bayern bei Papst Franziskus
T. Kleinjung, ARD Rom
22.10.2014 07:53 Uhr
Also hat er auch gestern Abend vermutlich nicht live verfolgt, wie die Bayern wahrhaft biblische sieben Tore geschossen haben - im ausverkauften römischen Olympiastadion. Früher hätte sich Jorge Mario Bergoglio so ein Spiel nicht entgehen lassen. "Als Junge bin ich oft ins Stadion gegangen. Das sind schöne Erinnerungen an fröhliche Sonntage gemeinsam mit der Familie", so Franziskus.
Es hat sich herumgesprochen, dass dieser Papst ein Fußballfan ist. Ausnahmsweise sind die Bayern mal nicht die Ersten. Viele Mannschaften waren bereits bei Franziskus. Den Münchner Löwen ist es sogar gelungen, dem Papst eine Ehrenmitgliedschaft beim TSV 1860 unterzujubeln. Also betrachten Manuel Neuer und seine Kollegen das Gastspiel beim AS Rom als glückliche Fügung und nutzen die Reise zur Stippvisite im Vatikan.
Erst Jubeln, dann zum Papst: Das Team von Bayern München.
"Es ist was ganz Besonderes für uns alle. Das ist ein besonderer Moment. Ich war als kleiner Junge im Parkstadion beim Papst. Jetzt komme ich dem aktuellen Papst ein bisschen näher", sagt Neuer.
Trikots als Leibchen für die Weihnachtstombola
Beim Mitbringsel sollten sich die Bayern besondere Mühe geben. Denn mit den Trikots, die Franziskus in seiner kurzen Amtszeit schon geschenkt bekam, könnten die Vatikanischen Museen eine Sonderausstellung bestücken. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass all die schönen Leibchen in der Weihnachtstombola bei der Schweizer Garde landen.
Ein Papst braucht keine Sporthemden, er trägt bei Heim- und Auswärtsspielen weiß und ist als Kirchenoberhaupt ohnehin zu striktester Neutralität verpflichtet. Vor der Weltmeisterschaft in Brasilien versprach er doch tatsächlich, für alle Mannschaften zu beten, nicht nur für die argentinische.
In seinem Leben vor der Papstwahl hatte Franziskus noch einen Lieblingsclub: San Lorenzo aus Buenos Aires. Vorsicht, diese Mannschaft wird von ihren Fans liebevoll die "Gauchos" genannt. Doch Mario Götze wird heute ohnehin kaum Gelegenheit haben, irgendwelche "Gaucho"-Tänze aufzuführen.
Eher eine steife Angelegenheit
So eine Audienz beim Papst ist eine recht steife und vor allem kurze Angelegenheit. Livrierte Kammerherren empfangen die Gäste, Monsignore Gänswein verteilt Gastgeschenke, oft Rosenkränze, der Papst schüttelt Hände und erklärt seine für Millionen-Profis eher unangenehme Fußballphilosophie: "Heute ist aus dem Fußball ein großes Geschäft geworden. Für die Werbung, für das Fernsehen und so weiter. Aber wirtschaftliche Faktoren dürfen den Sport nicht überlagern, sonst droht alles, ruiniert zu werden."
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