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Maria Sol Soria aus Argentinien lebt seit rund zwei Monaten in Deutschland. Ihrer Gastfamilie in Aue bringt sie die Kultur ihrer Heimat näher.
Von Georg Dostmann
erschienen am 21.10.2015
Aue.
Renate Bärthel aus Aue ist ganz angetan von ihrem jungen argentinischen Gast. "Wir hatten ein Zimmer frei und wollten uns ein fernes Land nach Hause zu holen", nennt die 51-Jährige zwei Gründe, warum sie Gastmutter wurde. Nun lebt Maria Sol Soria aus San Juan, einer Stadt in den Anden, seit etwa zwei Monaten im Erzgebirge und besucht das Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium in Schneeberg. Von der Ausschreibung des Austauschprogramms der Organisation "Youth for Understanding" hatten die Bärthels aus der "Freien Presse" erfahren und sich sofort entschlossen, Gastfamilie zu werden. Bislang stand das Kennenlernen auf kulinarischem Gebiet im Vordergrund. "Wir haben schon zusammen Apfelkuchen gebacken und eine Gemüsepfanne gekocht", sagt Renate Bärthel.
In Deutschland ist es immer sehr kalt, und dort leben ausschließlich blonde Menschen. Das war das Bild, das Maria Sol Soria einst hatte. Doch schon kurze Zeit nach ihrer Ankunft in Deutschland Mitte August musste die 17-jährige Austauschschülerin mit diesen Vorurteilen aufräumen. Gemeinsam mit 29 weiteren Schülern aus aller Welt erhielt sie in Hamburg eine Woche lang wichtige Informationen über die deutsche Sprache, Kultur, Mentalität und das Schulsystem. Anschließend reiste sie weiter ins Erzgebirge zu ihrer Gastfamilie.
Wie viele Teenager wünschte sich Maria Sol Soria schon seit langem, ein Schüleraustauschjahr zu machen, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern, eine fremde Kultur kennenzulernen und Lebenserfahrungen zu sammeln. Im Dezember 2014 bot sich dazu an ihrer Schule die Gelegenheit. Maria Sol Soria nahm an einem Wettbewerb teil, der als Gewinn die Hälfte der Kosten für ein Austauschjahr versprach. "Im Februar bekam ich von der Organisation "Youth for Understanding" den Anruf, dass ich gewonnen habe", kann die 17-Jährige ihr Glück noch immer kaum fassen. Die andere Hälfte des insgesamt 12.000 US-Dollar teuren Austauschprogramms haben ihre Eltern zu Marias Erwachsenenparty gespendet, die in Argentinien traditionell am 15. Geburtstag stattfindet.
Am schönsten findet Maria Sol Soria die abwechslungsreiche Landschaft und das feuchte Klima in Deutschland. Zudem ist sie begeistert von der Architektur der Häuser. In ihrer verbleibenden Zeit in Deutschland bis Anfang Juli 2016 will die Schülerin unter anderem noch viel reisen. Weitergehen soll natürlich auch der kulinarische Austausch mit der Gastfamilie. Zubereitet hat sie bereits die Vanillemilchsüßspeise "Dulce de leche". Geplant sind weitere Gerichte aus dem Steak-Land Argentinien. "Und die werden allesamt sehr fleischig ausfallen", so die Gasttochter.