Auch Stars müssen manchmal weinen

Falcão weint... Gerade erst hat er das dritte und entscheidende Tor im Viertelfinale der FIFA Futsal-Weltmeisterschaft Thailand 2012 gegen Argentinien erzielt und kann seine Rührung nicht verbergen. "Der heutige Tag zählt zu den zwei oder drei schönsten in meiner ganzen Karriere. Nach all dem, was ich hier erlebt habe, ist er etwas ganz Besonderes, und da kann ich meine Tränen nicht zurück halten", räumte der Brasilianer gegenüber FIFA.com ein, nachdem sich sein Team mit 3:2 gegen den Erzrivalen durchgesetzt hatte.

In der Tat hatte Falcão genügend Anlass, seinen Emotionen freien Lauf zu lassen. Der Superstar der Auriverdes war nach Thailand gereist, um dort an seiner vierten und letzten WM teilzunehmen und nicht nur einer der Stars, sondern der überragende Star des Turniers zu werden. Doch nach gerade einmal drei Minuten in der Auftaktpartie gegen Japan musste der 35 Jahre alte Offensivspieler den Platz wegen einer Verletzung am rechten Bein verlassen. Einige Stunden lang hatte es den Anschein, dass das Turnier in Thailand für ihn schon vorüber war, bevor es überhaupt begonnen hatte.

In den nächsten Tagen entspannten sich dann die Mienen der Verantwortlichen, denn die Verletzung erwies sich doch als weniger schwerwiegend als zunächst befürchtet. Bis zum Halbfinale sollte er wieder genesen sein, sofern Brasilien so weit kommen würde. Dann verlief die Heilung jedoch so rasch, dass er bereits gegen Panama im Achtelfinale wieder ins Team zurückkehrte und dort sogar einen Treffer erzielte.

Und so stand er bereit, um beim Duell gegen Argentinien wieder dabei zu sein. Dann jedoch erlitt Falcão wegen eines entzündeten Nervs eine einseitige Gesichtslähmung, die zwar seinen Einsatz nicht gefährdete, ihn jedoch sicherlich beeinträchtigte. Und dennoch merkte man im Indoor Stadium Huamark nichts davon, denn der Flügelspieler erzielte zwei der drei Treffer, mit denen Brasilien erneut in die Runde der besten vier Mannschaften der Welt vorstieß. Wenn das kein Grund war, vor Freude zu weinen…

Ein Klassiker mit zahlreichen Lektionen
Der Verlauf des Spiels, in dem Falcão seine Tore erzielte, spricht auch für seine überragende Leistung, denn erstmals lag Brasilien in diesem Turnier zurück, und das sogar mit zwei Toren. "Es wundert mich nicht, dass es so ein Spiel geworden ist. Gegen Argentinien gibt es nie einen klaren Favoriten. Der Sieg bei einer Weltmeisterschaft gegen die Argentinier ist etwas ganz Besonderes", versicherte er.

Falcão erzielte den 2:2-Ausgleich nur zwei Minuten nach dem Anschlusstreffer durch Neto. Das 3:2 schoss er dann kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit der Verlängerung – beide Treffer übrigens mit einem knallharten Linksschuss. "Das ist ein Sieg, der uns stark macht für das weitere Turnier. Die ganze Welt hält uns doch für die Favoriten, und alle gehen davon aus, dass wir das Endspiel erreichen. Aber hier wird einem nichts geschenkt, und deswegen glaube ich, dass uns der heutige Sieg das nötige Selbstvertrauen gibt, um das Finale zu erreichen", erklärte der Gewinner des Goldenen Schuhs von adidas 2004 in Chinese Taipei und 2008 in Brasilien.

Die Frage, ob es irgendetwas am Sieg zu bemängeln gäbe, beantwortet Falcão wie aus der Pistole geschossen: "Nichts. Bei einer Weltmeisterschaft muss man mit allem rechnen, also auch damit, in Rückstand zu geraten. Wenn wir den Titel holen wollen, müssen wir auch damit zurecht kommen. Wir haben nicht nur Persönlichkeit, sondern auch eine erhebliche Offensivkraft bewiesen. So müssen wir weiter machen."

Auf dem Weg ins sechste Endspiel bei der siebten WM trifft Brasilien nun auf die Überraschungsmannschaft aus Kolumbien, die man bereits im April dieses Jahres beim Qualifikationsturnier der CONMEBOL im Spiel um Platz drei mit 5:1 besiegte. "Um ehrlich zu sein, habe ich eigentlich mit der Ukraine gerechnet, aber die Kolumbianer haben es wirklich verdient, im Halbfinale zu stehen. Sie haben eine ungezwungene Spielweise, aber hier auch gut verteidigt. Wir werden uns die Videoaufnahmen von ihren Spielen ansehen, werden jedoch ganz klar auf unsere Stärken setzen."

Wir nähern uns dem Ende des Gesprächs, und Falcão sieht man die Müdigkeit an. Denn hellt sich sein Gesicht noch einmal auf, als wir die Ovationen erwähnen, mit denen man ihn am Abend in Bangkok feierte. "Ich habe eine gewisse Verantwortung, nicht nur dem Futsal gegenüber, sondern auch dem Sport an sich. Ich spiele in erster Linie für mein Team und für die Zuschauer. Ich werde immer versuchen, alle zufrieden zu stellen. Aber heute war etwas ganz Besonderes nötig, und das ist mir auch gelungen. Dafür bin ich sehr dankbar."

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