Tagblatt Online: 5. Januar 2016, 17:50 Uhr
«Maske in Blau»: Evelyne (Petra Halper), Armando (Reto Hofstetter).
(Bild: Urs Bucher)
Auf in die beliebten Traumländer Italien und Argentinien! Doch Vorsicht: Hinter der schönen Oberfläche und den flotten Schlagern steckt auch eine düstere Seite. Auf nach Sirnach also, wo gesungen, getanzt, geschmachtet wird, wo die Operette Sirnach ihrer neuen Produktion «Maske in Blau» den letzten Schliff verleiht.
DIETER LANGHART
SIRNACH. Haben Sie «Frühling in San Remo» noch im Ohr? Evelyne schwärmt von ihm. Kennen Sie «Schau einer schönen Frau nie zu tief in die Augen»? Armando singt davon. Schon seit 1937, als Fred Raymonds «Maske in Blau» in Berlin Premiere feierte. Und erneut am 9. Januar, wenn sich erstmals der Vorhang hebt an der Operette Sirnach.
Dann kommt der Mitgiftjäger
Was für eine bittersüsse Geschichte! Mann malt Frau. Armandos Porträt «Maske in Blau» wird ausgezeichnet, die Unbekannte verspricht, aus Argentinien wiederzukommen. Evelyne kehrt zurück, gibt sich zu erkennen, die zwei gestehen einander ihre Liebe. Doch da ist noch ein Mann. Pedro ist ihr nachgereist, er will ihre Liebe. Und ihr Geld. Wird das gutgehen? Es wird.
Dafür sorgen der Regisseur (Leopold Huber) und der musikalische Leiter (Martin Baur), der Choreograph (Kinsun Chan) und der Bühnen- und Kostümbildner (Klaus Hellenstein); dafür sorgen zwei Solistinnen und fünf Solisten, Ensemble und Orchester; viele sind aus der Region, manche seit Jahren dabei. Und dafür sorgen der Vorstand des Vereins Operette Sirnach und zahllose Helfer, die eine solche Produktion alle drei Jahre erst möglich machen.
Treu: Publikum und Sponsoren
«Maske in Blau» kostet rund eine Million. Sechs von zehn Franken bringen die Zuschauer ein, sechs von zehn Karten sind bereits verkauft, und die Unterstützung durch die Sponsoren sei «höher als erwartet», hiess es an der Hauptprobe am Montag.
Leopold Huber, Co-Leiter des See-Burgtheaters in Kreuzlingen, inszeniert bereits die dritte Operette in Sirnach. Als er den Stoff gelesen hatte, habe er sich gefragt: «Naja, was machen wir daraus?» Griffig sei diese Revue-Operette, weil nicht Literatur, sondern direkt für die Bühne geschrieben. «Die Operette ist als oberflächlich verschrien, doch das stimmt nur teilweise.» Denn hinter der Operette stecke das Volkstheater und hinter dem Volkstheater stecke die Commedia dell'arte. Hubers Domänen.
Rothenberger im Hinterkopf
Huber packt einen gehörigen Schuss Ironie in seine Inszenierung (siehe Ausgabe vom 27.12.), spielt mit den Gegensätzen Fiktion und Realität, will «unterhalten ohne Reue». Und Ausstatter Klaus Hellenstein sagt: «Ich hatte Anneliese Rothenberger im Hinterkopf. Ich will eine Glamourwelt erschaffen wie in einem Fernsehstudio.»