Argentiniens Kirche will Schicksal verschleppter Kinder klären

Die Argentinische Bischofskonferenz (Conferencia Episcopal Argentina/CEA) hat die Katholiken des Landes aufgerufen, aktiv bei der Suche nach verschwundenen Kindern aus der Zeit der Militärdiktatur (1976-1983) mitzuhelfen. Es sei bedauerlich, dass es fast 40 Jahre lang ein "Netzwerk des Schweigens und der Komplizenschaft" gegeben habe, zitiert die Tageszeitung "La Prensa" in ihrer Onlineausgabe am Mittwoch (Ortszeit) den Vorsitzenden der CEA-Sozialkommission, Bischof Jorge Eduardo Lozano.

"Es gibt immer noch 400 Familien, die ihre verschwundenen Enkel suchen, die ihren leiblichen Eltern während der Epoche des Terrors weggenommen wurden", sagte der Bischof von Gualeguaychu weiter. Er appellierte an all jene, die Informationen besitzen könnten, sich zu melden. Es sei nicht nur unmoralisch zu lügen, sondern auch eine Wahrheit zurückzuhalten oder zu schweigen. "Wir können nicht gleichgültig gegenüber einer Realität sein, die uns alle schmerzt".

Erst vor wenigen Wochen hatte CEA-Vorsitzender Erzbischof Jose Maria Arancedo, der Präsidentin der Menschenrechtsorganisation "Großmütter der Plaza de Mayo", Estela de Carlotto, die Unterstützung der Kirche zugesichert. Ende August erhielten die Menschenrechtlerinnen dafür Zugang zu kirchlichen Personenstandsdokumenten.

Auch der aus Argentinien stammende Papst Franziskus bot de Carlotto im vergangenen Jahr bei einem Treffen im Vatikan seine Hilfe an: "Zählt auf mich, ich stehe zu eurer Verfügung." Die CEA hatte daraufhin eine Studie in Auftrag gegeben, die bei der Suche nach den Kindern helfen soll.

Während der Militärdiktatur in Argentinien kamen laut Schätzungen mindestens 500 Kinder von Regimegegnern in Gefängnissen und Folterlagern zu Welt. Sie wurden systematisch von den Eltern getrennt und an Adoptiveltern übergeben. Die "Großmütter der Plaza de Mayo" versuchen, diese Verbrechen aufzuklären.

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