New York/Buenos Aires.
Es war die Finanzschlacht des Wirtschaftsjahres 2014: Hedgefonds gegen Argentinien – oder „Geier“ gegen „Gesetzlose“, wie die Streitenden sich gegenseitig beschimpften. Die zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas – an den Abgrund getrieben von ein paar New Yorker Anleihe-Investoren?
2015 geht die Machtprobe weiter, aber unter anderen Vorzeichen, die endlich eine Lösung bringen könnten. Denn zum Jahreswechsel werden die Karten im Schuldenstreit wegen des Wegfalls eines entscheidenden Details neu gemischt.
Die Vorgeschichte: New Yorker Hedgefonds hatten sich nach einem Staatsbankrott Argentiniens vor 13 Jahren günstig mit ausfallbedrohten Anleihen eingedeckt und erfolgreich auf volle Rückzahlung geklagt. Doch die Regierung in Buenos Aires weigert sich, sie zu bedienen. Sie beruft sich auf die so genannte „Rufo-Klausel“, die es verbietet, den Fonds Vorteile gegenüber anderen Gläubigern einzuräumen. Da die restlichen Investoren nach der Staatspleite von 2001 hohe Verluste in Kauf nahmen, durften die Fonds nicht bessergestellt werden. Doch Ende 2014 läuft die Klausel aus. Damit wäre der Weg für neue Verhandlungen frei. Die Regierung sei dafür offen, sagte Wirtschaftsminister Axel Kicillof kürzlich, er sagte aber auch: „Das Problem ist nicht Argentinien, das Problem sind die Geier.“
Die Hedgefonds, NML Capital aus dem Elliott-Imperium des New Yorker Milliardärs Paul Singer sowie Aurelius Capital, wollten sich auf Nachfrage nicht äußern. Vor kurzem nannten sie die argentinischen Regierungsvertreter aber noch „Gesetzlose“. Ein Angebot Singers, direkte Verhandlungen aufzunehmen, wurde von Argentinien abgelehnt, die Fronten bleiben also verhärtet.
Experte Aryam Vazquez vom Analysehaus Oxford Economics rechnet trotzdem mit einer Annäherung: „Die Regierung ist sich sehr bewusst, dass sie eine Einigung mit den Fonds finden muss, um zumindest etwas Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen, damit sie wieder Zugang zu den Finanzmärkten findet.“
Nach einem Gerichtsurteil darf Argentinien Rechnungen bei anderen Gläubigern in den USA nicht bedienen, solange die Forderungen der Hedgefonds offen sind. Das Land wird deshalb von Ratingagenturen als technischer Pleitefall eingestuft.
Argentinien bereitet sich auf einen Wiedereintritt in die internationalen Finanzmärkte vor. Die Regierung hat zuletzt bereits Anleihen an den Markt gebracht, zahlt aber dafür hohe Zinsen von jährlich rund neun Prozent. Im kommenden Jahr sind laufende Verpflichtungen über 13,3 Milliarden Dollar fällig. Das Urteil in New York hat zudem Argentinien zu Zahlungen von 1,7 Milliarden Dollar verurteilt. Weitere Gläubiger, die nicht die Umschuldungen von 2005 und 2010 angenommen haben, könnten 15 Milliarden Dollar fordern. Das Risiko einer tatsächlichen Staatspleite scheint mit der Aufhebung der Rufo-Klausel und den erfolgreich abgesetzten Anleihen jedoch vorerst verflogen zu sein.