Argentinien: Wer Cristina Kirchner nachfolgen könnte … – derStandard.at

Umfragen lassen knappes Rennen zwischen Regierungskandidat Scioli und Ex-Bürgermeister Macri erwarten

Im Oktober wählt Argentinien ein neues Staatsoberhaupt und einen Teil der Abgeordneten der beiden Parlamentskammern. Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner darf laut Verfassung nach zwei Amtszeiten erst 2019 wieder antreten.

Für Kirchners "Front für den Sieg" geht Daniel Scioli, der Gouverneur der Provinz Buenos Aires, ins Rennen. Ihm steht Carlos Zannini, ein persönlicher Vertrauter der Präsidentin, zur Seite. Gegen das Duo, das eine Fortsetzung des "Kirchnerismo" verspricht, treten der bisherige Bürgermeister der Hauptstadt, der Industrielle Mauricio Macri, und dessen Stellverteterin Gabriela Michetti an.

Die Präsidentschaftskandidaten müssen sich im August noch parteiinternen Vorwahlen stellen. Umfragen sehen Scioli knapp vor Macri, gefolgt von Sergio Massa, der für die "Erneuerungsfront", den rechten Flügel der Justizialistischen Partei, der auch Kirchner angehört, ins Rennen geht.

Sciolis Aufholjagd

Kirchners Wunschnachfolger Scioli hat eine beeindruckende Aufholjagd hingelegt: noch im Frühling prognostizierten die meisten Meinungsforscher einen Sieg Macris, der sich dann in einer Stichwahl gegen den Zweitplatzierten hätte durchsetzen müssen. Die Sozialistin Margarita Stolbizer und der Kommunist Jorge Altamira liegen in den Umfragen unter zehn Prozent.

Scioli, der 1989 bei einem Schnellbootunfall seinen rechten Arm verlor, gibt sich im Wahlkampf Mühe, sich als wirtschaftsfreundlicher als Cristina Fernández de Kirchner darzustellen. Die Präsidentin hat mit ihren Verstaatlichungen viele ausländische Investoren verärgert, genießt aber wegen ihrer Sozialpolitik in den armen Landregionen Argentiniens hohes Ansehen. Die Hauptstadt Buenos Aires hingegen wählte seit 2007 die Opposition.

Unpopuläre Reprivatisierungen

"Man kann hier keine Wahl gewinnen, indem man Reprivatisierungen und liberale Wirtschaftsreformen fordert", sagte Ignacio Rodríguez, Direktor des Meinungsforschungsinstituts Ibarometro, zum britischen "Guardian". Präsidentin Kirchner bezeichnet ausländische Investoren, die argentinische Schulden eintreiben wollen, gern als "Geier".

Mauricio Macri, der als Präsident das Fußballklubs Boca Juniors zu erheblicher Popularität gelangte, kündigte an, er werde sich als Präsident darum kümmern, dass das staatliche Statistikinstitut Indec die Inflation korrekt berechnet. Die Beamten haben für den Zeitraum seit Juni des Vorjahres einen Preisanstieg von 15 Prozent berechnet, anderen Ökonomen zufolge lag sie bei fast 28 Prozent. (bed, 23.7.2015)

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