Anfang 2012 wohnten 15'700 Schweizer in Argentinien; laut dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten besitzen ungefähr die Hälfte von ihnen die Doppelbürgerschaft.
Fast unmöglich ist es hingegen, die genaue Zahl der Nachfahren von Schweizer Auswanderern festzulegen. Schätzungen gehen von mindestens 150'000 bis hin zu mehreren Hunderttausend aus. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wanderten die Schweizer massenhaft ins argentinische Eldorado aus.
Armut und Arbeitslosigkeit
Ab 1847 machten den Schweizern Missernten und tiefe Preise für landwirtschaftliche Produkte zu schaffen. Ausserdem stieg die Zahl der Arbeitslosen im Industriesektor. 1848 verbot der Schweizerische Bundesstaat den Militärdienst im Ausland, weshalb viele ehemalige Söldner keine Arbeit fanden. Zur gleichen Zeit lockte Argentinien gezielt Siedler an, die das riesige Land in Südamerika erschliessen und bewirtschaften sollten.
Zu Beginn emigrierten nur vereinzelte Abenteuerlustige, doch bald organisierte man sich. Agenturen witterten das grosse Geschäft und halfen den Auswanderungswilligen mit ihrem Vorhaben. Die meisten Emigranten kamen aus ländlichen und Bergregionen. Mehr als 10'000 Einwanderer aus der Schweiz wurden 1872 in Argentinien gezählt. Diese Zahl stieg bis 1890 auf 30'000, zwei Drittel davon waren Walliser.
Gymnastik, Schiessen und Jodeln
Die Neuankömmlinge gründeten Siedlungen und trafen sich in Schweizerischen Gesellschaften. Diese verfolgten einerseits philanthropische Ziele, andere widmeten sich der Kultur oder dem Sport. So gab es Schiessvereine, Sportclubs und Jodelgruppen.
Die Schweizer Siedler bauten auch eigene Schulen auf und gründeten Zeitschriften, so etwa den «Courrier de la Plata» oder das «Argentinische Tagblatt». Diese informierten über das Leben in den Siedlungen, berichteten aber auch über Neuigkeiten aus der Schweiz.
Der Migrationsstrom nahm erst ab, als Argentinien 1890 von einer Wirtschaftskrise getroffen wurde. Während der 1930er-Jahre liessen sich noch 6000 Schweizer in Argentinien nieder; ein Drittel kehrte aber nach wenigen Jahren wieder in die Heimat zurück.