Argentinien und Spanien verbünden sich gegen Großbritannien

    Von SHANE ROMIG

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Agence France-Presse/Getty Images

Argentiniens Präsidentin Cristina Fernandez Kirchner auf einer Veranstaltung zum Gedenken an den Falkland-Krieg im Jahr 1982.

Argentinien will mit Spanien gemeinsame Sache machen, um Großbritannien zu Verhandlungen über die Rückgabe der Falkland-Inseln und Gibraltars zu bewegen. Argentiniens Außenminister Hector Timerman habe sich am Rande des Treffens der Vereinten Nationen diese Woche mit seinem spanischen Amtskollegen José Maria García-Margallo getroffen und ein „gemeinsames Vorgehen" vereinbart, erklärte das Außenministerium in Buenos Aires am Donnerstag.

Die Minister hätten über die „Ähnlichkeiten" ihrer jeweiligen Forderungen an Großbritannien gesprochen. Beide Länger verlangen von den Briten, dass sie dem Auftrag der Vereinten Nationen nachkommen und Gespräche über eine Rückgabe der entsprechenden Gebiete – die Falkland-Inseln an Argentinien und Gibraltar an Spanien – beginnen.

Die Bewohner beider Inselgruppen sind allerdings große Verfechter der britischen Herrschaft. Und Großbritannien hat immer wieder betont, dass es die Wünsche der Bürger respektiere.

Ein Sprecher des britischen Außenministeriums sagte, man habe die Erklärung aus Argentinien zur Kenntnis genommen, diese ändere jedoch nichts an der seit langem bestehenden Position Großbritanniens mit Blick auf die Falkland-Inseln oder Gibraltar. Spanische Vertreter waren für einen Kommentar nicht zu erreichen.

Sollten Argentinien und Spanien tatsächlich zusammenarbeiten, um ihre nationalen Interessen durchzusetzen, könnte das ein Tauwetter in den bilateralen Beziehungen der beiden Staaten signalisieren. Diese sind angespannt, seit Argentinien Anfang 2012 Beteiligungen des spanischen Ölkonzerns Repsol zwangsenteignet hat.

Hoffnung auf Ölboom von der Falkland-Inseln

Argentinien beansprucht schon seit geraumer Zeit die Gebietshoheit über die britischen Exklaven im südlichen Atlantik. Neben den Falkland-Inseln zählen dazu Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln. Das Land begründet seinen Anspruch mit der geografischen Nähe der Inseln zur argentinischen Küste. Den Briten wirft Argentinien vor, sie hätten 1833, als sie die kargen Inseln unter ihre Kontrolle brachten, eine kleine argentinische Siedlung illegal verdrängt.

Der Streit zieht sich bereits seit Jahrzehnten hin. Im Jahr 1982 marschierten Truppen der argentinischen Militärregierung auf den Falkland-Inseln ein. Großbritannien eroberte das Gebiet in einem 74 Tage langen Krieg zurück. 649 argentinische und 258 britische Soldaten kamen darin ums Leben.

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Reuters

Verkehrsstau in Gibraltar. Seit Spanien die Grenzkontrollen verschärft hat ein gewohntes Bild.

Argentiniens Präsidentin Cristina Kirchner erweckte die Forderungen ihrer Regierung im Jahr 2010 zu neuem Leben. Zu der Zeit begannen zahlreiche, an der britischen Börse notierte Ölkonzerne damit, in den eisigen Gewässern rund um die Falkland-Inseln nach Öl zu suchen. Vermutet wird, dass dort Milliarden Barrel an Rohöl gewonnen werden können. Sollten sich die Hoffnungen bewahrheiten, winken auch den Bewohnern der Insel unerwartete Gewinne.

Argentinien hat die Bohrungen als illegal bezeichnet und alle Unternehmen oder Personen, die an der Ölsuche beteiligt sind, von Geschäften in Argentinien ausgeschlossen.

Häfen sperren sich für Falkland-Schiffe

Auf Argentiniens Geheiß hin haben die Staaten des südamerikanischen Handelsbündnisses Mercosur ihre Häfen für Schiffe geschlossen, die unter der Fahne der Falklands fahren. Eine Reihe von Karibik-Staaten haben sich dem Schiffsboykott angeschlossen.

Auch die Tourismus-Industrie im Südatlantik hat Argentinien ins Visier genommen. Kreuzfahrtschiffe unter britischer Flagge sehen sich mitunter Protesten oder einem bürokratischen Papierkrieg ausgesetzt, wenn sie in den Hafen Ushuaia in der Provinz Tierra del Fuego ganz im Süden Argentiniens einfahren.

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Reuters

Spaniens Premierminister bei seiner Rede vor den Vereinten Nationen. Für ihn ist der Streit um Gibraltar ein "Anachronismus".

Die Stimmung zwischen Spanien und Großbritannien ist angespannt, weil vor ein paar Monaten entlang Gibraltars Küste ein künstliches Riff hochgezogen worden war – gegen den Widerstand spanischer Fischer. Aus Ärger darüber hat Spanien die Kontrollen an der Grenze zu Gibraltar verschärft. Dort bilden sich jetzt lange Staus und erhebliche Verzögerungen beim Passieren der Landesgrenze.

Die Situation spitzte sich weiter zu, als ein britisches Kriegsschiff dem Außenposten an der Südspitze Spaniens einen Besuch abstattete – auch wenn dies Teil einer lange vorher geplanten Militärübung im Mittelmeer war.

Im Jahr 1713 hatte Spanien das Eiland Gibraltar in einem Vertrag offiziell den Briten überlassen.

In seiner Rede vor den Vereinten Nationen erklärte Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy am Mittwoch, er „bitte Großbritannien einmal mehr, den bilateralen Dialog" wieder aufzunehmen, um den Streit über „diesen Anachronismus" beizulegen.

Mitarbeit: Richard Boudreaux

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