Argentinien: Terrorermittler starb durch einen Kopfschuss

Alberto Nisman erhob schwere Vorwürfe gegen Argentiniens Präsidentin, kurz darauf war er tot. Die Autopsie deutet nun auf Suizid hin. Die Hintergründe bleiben rätselhaft.

Alberto Nisman bei einem Interview im Jahr 2013: Der Staatsanwalt wurde am Sonntag tot aufgefunden.

Alberto Nisman bei einem Interview im Jahr 2013: Der Staatsanwalt wurde am Sonntag tot aufgefunden.  |  © Marcos Brindicci/Reuters

Der in Argentinien getötete regierungskritische Staatsanwalt ist laut Obduktionsbericht an einem Kopfschuss gestorben. Die Gerichtsmediziner stellten jedoch keine Anzeichen von direkter Fremdeinwirkung fest, wie die Bundesstaatsanwältin Viviana Fein am Montag mitteilte. Damit legte sie einen Suizid ihres früheren Kollegen Alberto Nisman nahe, der als Sonderermittler  einen Terrorangriff auf das Jüdische Zentrum in Buenos Aires vor 21 Jahren aufklären sollte. Es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass Nisman zum Suizid gezwungen oder erpresst worden sei, sagte Fein.      

Vor seinem Tod hatte Nisman Vorwürfe gegen die argentinische Regierung um Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner und gegen den Iran erhoben. Er wurde am Sonntag nach offiziellen Angaben tot auf dem Boden des Badezimmers seiner Wohnung in der argentinischen Hauptstadt entdeckt. Neben ihm lag den Behörden zufolge eine Pistole und eine Patronenhülse.

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Am Montag sollte Nisman im Kongress unter Ausschluss der Öffentlichkeit seine Vorwürfe gegen Fernández erläutern. Nisman untersuchte den Anschlag von 1994 in Buenos Aires, bei dem 85 Menschen getötet wurden. Argentiniens Gerichte sehen die Verantwortung beim Iran, der jegliche Verwicklung in den Anschlag zurückgewiesen hat. Vergangenen Mittwoch erklärte Nisman, Fernández habe versucht, die Ermittlungen gegen die tatverdächtigen Iraner de facto zum Erliegen zu bringen. Ihr Ziel sei es gewesen, die Beziehungen zum Iran zu verbessern und ein Ölgeschäft einzufädeln. "Die Präsidentin und der Außenminister haben die kriminelle Entscheidung getroffen, Irans Unschuld in dem Fall zu fabrizieren, um Argentiniens politische, wirtschaftliche und geopolitische Interessen zu schützen", erklärte Nisman.

Proteste in Buenos Aires

Präsidentin Fernández schrieb in einem auf ihrer Internetseite veröffentlichten Brief, Nismans Tod erzeuge "Benommenheit und Fragen". Zunächst benutzte sie den Begriff "Selbstmord" in Verbindung mit dem Tod, schrieb später jedoch ein Fragezeichen neben das Wort.

Die Kongressabgeordnete Cornelia Schmidt-Liermann sagte, sie hatte Nisman am Montag in seiner Wohnung abholen wollen, um ihn auf dem Weg in den Kongress zu begleiten. Jeder, der in den letzten 24 Stunden Kontakt mit ihm gehabt habe, habe erklärt, dass er zuversichtlich über die Aussage vor dem Kongress gewesen sei, sagte Schmidt-Liermann. "Es gibt keinen Hinweis, unter jeglichen Umständen, dass er sich selbst tötete." In Argentiniens Hauptstadt gingen zahlreiche Menschen auf die Straße, um Aufklärung zu fordern. Sie versammelten sich unter anderem am Plaza de Mayo und mehreren Stadtvierteln in Buenos Aires. Die Demonstranten trugen Plakate mit sich, auf denen "Yo soy Nisman" ("Ich bin Nisman") zu lesen war.

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