Argentinien steht am Abgrund

Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit Argentiniens auf die drittschlechteste Note herabgestuft. Grund für den Schritt seien die stark sinkenden Dollar-Reserven, wie die Bonitätswächter am Montagabend mitteilten. Die Bewertung werde von B3 auf Caa1 gesenkt. Damit werden den Staatsanleihen eine "geringe Qualität und ein sehr hohes Ausfallrisiko" bescheinigt. Eine weitere Herabstufung droht vorerst nicht, da der Rating-Ausblick von negativ auf stabil angehoben wurde.

"Wir schauen uns derzeit nichts so genau an wie die Devisenreserven", sagte Moody's-Analyst Gabriel Torres. Diese seien von 52,7 Milliarden Dollar im Jahr 2011 auf 27,5 Milliarden Dollar eingebrochen. Das weckt Zweifel daran, ob Argentinien seine Schulden an ausländische Gläubiger zurückzahlen kann. Deutschland und Japan gehören zu den größten Gläubigern des Landes. Kritisiert wird von Moody's auch das "wechselhafte politische Umfeld". Folgen seien eine sehr hohe Inflation, ein Verfall der Landeswährung, Kapitalflucht und wirtschaftliche Stagnation.

Vom Paulus zum Saulus

Das südamerikanische Land gehörte Anfang des 20. Jahrhunderts noch zu den reichsten Nationen der Welt, doch jahrzehntelanges politisches Missmanagement stürzte während der Krise 2002 Millionen aus der Mittelschicht in Armut. Der Pariser Club - eine informelle Gruppe staatlicher Gläubigern - hat Argentinien in der vergangenen Woche zu Verhandlungen über die noch ausstehenden Auslandsschulden von knapp zehn Milliarden Dollar eingeladen. Diese sollen am 26. Mai beginnen. Die drittgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas ist seit Jahren vom Kapitalmarkt abgeschnitten.

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