Copa-America-Finale: Chiles trostlose Bilanz
"Statistiken zählen in einem Finale nicht" - auch Lionel Messi weiß um die Historie samt blütenweißer Weste Argentiniens gegen Chile bei der Kontinentalmeisterschaft. In 24 Copa-Partien im "Clasico de los Andes" hat die "Albiceleste" gegen Chile noch nie verloren. Mehr noch, das Land ist ein gutes Pflaster für die Himmelblauen: alle vier Südamerika-Meisterschaften, die in Chile ausgetragen wurden, gewann Argentinien, zuletzt triumphierte man 1991. Zur Erinnerung: Ein Jahr zuvor ging das das WM-Endspiel in Italien gegen Deutschland mit 0:1 verloren. Auch 2014 unterlag man im Finalduell gegen das DFB-Team mit 0:1, ein Jahr später wartet also das nächste Finale - kann sich die Geschichte wieder fügen?
"Chile hat Angst", intonierten die argentinischen Zuschauer beim beeindruckenden 6:1-Sieg im Halbfinale gegen Paraguay bereits, auch sie wissen um die Begebenheiten der Historie. Gegen diese kämpft der Gastgeber am Samstag (22 Uhr) verzweifelt an. Die Chilenen sind noch gänzlich ohne Copa-America-Titel, der 44. Anlauf soll endlich den ersehnten Triumph bescheren. Wo würde es besser passen, als in der Heimat?
Die Vergangenheit ist also allgegenwärtig in Santiago de Chile, dem Endspielort. Argentiniens Trainer Gerardo "Tata" Martino warnt seine Landsleute vor zu viel Überheblichkeit, denn der Finalgegner sei äußerst unbequem: "Wir bestreiten das Endspiel gegen ein großartiges Team, das Gastgeber ist und seit Jahren einen Stil verinnerlicht hat, den es nicht ändern wird, egal, wer der Gegner ist. Chile hat eine gefestigte fußballerische Idee."
„Ob ich oder andere treffen, ist doch egal.“Lionel Messi
Damit meint Martino den durchaus unorthodoxen, lauffreudigen und aufopferungsvollen Stil der "Roja", der schon manchen Gegner zur Verzweiflung gebracht hat. Verzweiflung ist ein passendes Stichwort, wenn man Lionel Messis Suche nach Torerfolgen beschreiben will, allerdings hat "La Pulga" diese durch einen allumfassenden Auftritt gegen Paraguay anderweitig kompensiert. An fünf der sechs Treffer war er direkt beteiligt, wirkte nach dem Spiel erleichtert - auch ohne eigenen Torerfolg. "Wenn Messi die Pässe zu Toren gibt, dann gibt es doch gar kein Problem. Er muss nicht der Torjäger des Teams sein, um glücklich zu sein", betonte Martino. "Ob ich oder andere treffen, ist doch egal", sagte Messi zufrieden. Er will nur eines: endlich einen Titel mit dem Heimatland. "Wir werden wirklich sehr viel geben, um endlich etwas mit der Nationalmannschaft zu gewinnen, denn wir waren mehrmals ganz nah dran und haben es dennoch nie geschafft", so Messi.
Nun hat der Superstar des FC Barcelona am Schluss einer langen Saison die Chance, ein Ende zu machen mit dem extremen Druck, der auf ihm lastet. Mit Barça holte er alle Titel, die es zu gewinnen gibt, mit der Nationalauswahl triumphierte er nur bei der U-20-WM 2005 und bei Olympia 2008. Die Generation um ihn, Sergio Aguero und Javier Mascherano ist also noch ohne großen Titel, und so sagte Letzterer: "Es wäre eine Schande, wenn diese Generation nichts gewinnt."
Dass es dazu kommt, hofft auch ein Edelfan: Kein geringer als Al Pacino, ja, der berühmte US-Schauspieler, hat den Argentiniern vor dem Copa-Finale Mut zugesprochen. Per Audio-Botschaft, die im südamerikanischen Fernsehen gerade die Runde macht, erklärte der Hollywood-Superstar: "Ich liebe, wie sie spielen". "Als "wunderbar" und "großartig" lobte Pacino, liiert mit einer Schauspielerin aus Buenos Aires, das Team. Diese Lobpreisungen nützen Messi und Co. aber sicher wenig, sollte man erneut so knapp vor dem Ziel scheitern.
atr