Argentinien mit 86 Prozent Pleitewahrscheinlichkeit

Wie solide es um die Finanzen von Staaten bestellt ist, lässt sich am Preis von Kreditausfallsversicherungen feststellen. Investoren nutzen solche Credit Default Swaps (CDS), um sich gegen Zahlungsausfäll abzusichern. Je teurer solche CDS für einzelne Länder sind, umso wahrscheinlicher muss eine Pleite des entsprechenden Staates erwartet werden. Viele Ökonomen trauen den Marktpreisen von CDS längst mehr, als den Bonitätsnoten der großen Ratingagenturen. Denn für CDS müssen Investoren Geld ausgeben, dass einfach weg ist, wenn das Land im Vertragszeitraum nicht pleite geht und die mit CDS abgesicherten Geschäfte ohne Ausfall abgewickelt werden konnten.

Neben den erwähnten aktuell am meisten von einer Pleite bedrohten Ländern Argentinien, Venezuela und Ukraine steht es demnach auch um Ägypten, Indien und die Türkei nicht gut. Von den Eurostaaten gelten wenig überraschend Griechenland und Portugal als die am meisten von einem Staatsbankrott gefährdeten Länder.

Mit einer Ausfallswahrscheinlichkeit von 86 Prozent innerhalb der kommenden 10 Jahre gilt Argentinien wieder mal als heißester Kandidat für die nächste Pleite. Auf Grund eines kaum zu bewältigenden Schuldenbergs, politischem Stillstand und sich immer weiter ausbreitender Korruption, glaubt kaum noch wer an das südamerikanische Land. Da viele Argentinier versuchen, ihr Erspartes in stabileren Fremdwährungen in Sicherheit zu bringen und dazu ihre Pesos verkaufen, stürzt der Kurs des Peso immer weiter ab. Die Devisenreserven des Staates haben sich deshalb innerhalb von zwei Jahren halbiert. Da nach der letzte Krise Kredite nur in harten Fremdwährungen für den argentinischen Staat zu bekommen waren, kann die Rückzahlung der Darlehen mit einem mittlerweile pulverisierten Peso-Kurs als komplett unmöglich bezeichnet werden.

Die ökonomischen Fundamentaldaten von Venezuela und der Ukraine, den beiden nach Argentinien aktuell am höchsten pleitegefährdeten Staaten, wirken auf den ersten Blick im Vergleich zu Argentinien hingegen gar nicht so bedrohlich. Sozialistische Misswirtschaft trotz großer Rohstoffreserven und ausufernde Proteste der Bevölkerung gegen ihre Regierungen haben aber beide Länder zu beklagen, so dass Investoren den Geldhahn längst zugedreht haben. Mit 82 Prozent (Venezuela) und 71 Prozent (Ukraine) gelten auch diese beiden Ländern aktuell als schwer pleitegefährdet.

Die derzeitige Pleitewahrscheinlichkeit innerhalb der nächsten 10 Jahre von einigen eher "wackeligen" Ländern:

Argentinien: 86%

Venezuela: 82%

Ukraine: 71%

Griechenland: 57%

Ägypten: 49%

Indien: 42%

Portugal: 39%

Türkei: 33%

Italien: 30%

Im Vergleich dazu deutlich weniger pleitegefährdet, aber auch alles andere als schmeichelhaft, liegt die Pleitewahrscheinlichlichkeit von Frankreich aktuell bei 16%, für Österreich ergibt die Umrechnung von CDS-Preis zu Pleitewahrscheinlichkeit 12 Prozent und für Deutschland 9 Prozent. Mit nur 7 Prozent zählen die Schweiz und gar nur 6 Prozent die USA zu den Lieblingen der Investoren, wobei das gute Ranking der USA wohl  kaum als objektiv betrachtet werden kann. Angesichts der ausufernden Staatsverschuldung der USA liegt der Grund für geringe CDS-Preise wohl eher darin begründet, dass viele Investoren US-Amerikaner sind und ihr eigenes Land etwas optimistischer sehen, als es die große weite Welt außerhalb der eigenen Grenzen ohne patriotisch rosa Brille tut.

 (relevant Redaktion)

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