Buenos Aires, 18.05.2013 (KAP) In ersten Reaktionen auf den Tod des ehemaligen argentinischen Diktators Jorge Rafael Videla haben Menschenrechtler und Politiker fehlende Reue des ehemaligen Junta-Chefs zu Lebzeiten kritisiert. Videla starb am Freitag im Alter von 87 Jahren in einem Gefängnis bei Buenos Aires. Von 1976 bis 1981 stand er an der Spitze der Militärjunta, die bis 1983 in Argentinien herrschte. Während der Diktatur wurden 30.000 Menschen ermordet oder verschwanden. Im Dezember 2010 war er wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Die Präsidentin der Bürgerrechtsorganisation "Großmütter der Plaza de Mayo", Estela de Carlotto, sagte laut Medienberichten (Freitag): "Es gibt gute und schlechte Menschen. Er war ein schlechter Mensch. Er ist nie gekommen und hat sich nie für seine Taten entschuldigt."
Der Präsident der Sozialistischen Partei in Argentinien, Hermes Binner, erklärte: "Wir beweinen heute die 30.000 Opfer der Militärdiktatur." Der argentinischer Sänger Victor Heredia sagte: "Heute ist ein blutiger Tyrann gestorben. Argentinien hatte die Kraft und den Mut, ihn für seine Taten zu bestrafen."
Nach der Papstwahl vom 13. März stand für einige Tage auch die Rolle von Mario Jorge Bergoglio in der Ära Videla weltweit im Fokus der Medien. Vor allem die Gespräche, die die Journalisten Sergio Rubin und Francesca Ambrogetti zwischen 2007 und 2010 mit Bergoglio, dem heutigen Papst, führten und unter dem Titel "El Jesuita" herausgaben, waren diesbezüglich gefragt.
Wie in einer Biografie sprach Bergoglio Rubin und Ambrogetti gegenüber über sich selbst und äußerte sich ausführlich zur Zeit der Militärdiktatur. Damals habe er vielen Menschen geholfen, sie vor drohender Verhaftung versteckt und so gerettet. Einem Mann, der ihm ähnlich sah, habe er mit seinem Ausweis die Flucht ermöglicht.
Er wies die Vorwürfe um zwei Jesuiten zurück, die vorübergehend verhaftet wurden, weil er sie als damaliger Ordensprovinzial angeblich nicht ausreichend geschützt habe. Bergoglio legte den Zusammenhang dar und berichtete, wie er sich in das Haus von Diktator Videla und Admiral Emilio Massera eingeschmuggelt habe, um sich bei ihnen persönlich für diese beiden Mitbrüder einzusetzen.
Auch ein Mitbruder und Vertrauter eines der verschleppten Jesuiten, P. Juan Carlos Scannone, hatte dies vergangene Woche in einem "Kathpress"-Interview in Wien bestätigt. Bergoglio habe damals "alles getan", um die 1976 verschleppten Patres Orlando Yorio und Francisco Jalics zu finden und zu befreien, sagte Scannone. Zu diesem Zweck habe sich Bergoglio ungeachtet der Gefahr je zweimal mit Videla und mit Admiral Massera getroffen.