Argentinien: Kaum ein Lebenszeichen

Die einzige befestigte Straße verläuft vor dem Hotel. Doch der Verkehr dort ist rar, dass man, ohne Angst irgendeiner Störung, mitten auf der Straße ein Nickerchen machen könnte. Nebenan gibt es eine Polizeistation. Morgens um 8 Uhr hisst einer der Polizisten die Nationalflagge vor dem Haus.

Abgesehen davon, sind mir keine weiteren Polizeiaktivitäten aufgefallen. Auf meiner Seite der Straße gab es einige Häuser und Landparzellen, bepflanzt mit Pyramidenpappeln. Die Vielfalt scheint hier, in den Oasen der Wüstenlandschaft, gut zu gedeihen und dient als Feuerholz oder Baumaterial.

Die Quelle des Wassers dort konnte ich nicht ausmachen. Es muss eine Quelle geben, die das Wasser durch viele Kanäle zu all diesen Parzellen bringt und die Pflanzen bewässert. Pferde, Ziegen, Schafe und Esel genossen das grüne Gras. Sie alle waren eingezäunt, doch ich kann mir nicht vorstellen, dass sie versuchen würden zu fliehen. Egal in welche Richtung sie laufen würden, es gibt dort nichts zu fressen für sie, im Radius von hunderten Kilometern. Das Brachland beginnt auf der anderen Straßenseite – gegenüber von dem Hotel. Dort gab es eine Gegend, tausende Quadratkilometer groß, in der es kaum Leben gibt.

 

Hier draußen sterben die Menschen

Es ist fast unmöglich, La Puna auf eigene Faust zu erkunden. Man verläuft sich und findet niemals das, wonach man sucht. Also bat ich Luis mir dabei zu helfen, meinen Weg dort zu finden. „Was wir hier haben, ist eine Gegend, die für sehr lange Zeit geologisch sehr aktiv war.“, erklärte mir Luis, als wir Richtung Westen aufbrachen, scheinbar auf dem Weg nach Nirgendwo. „Die Cordillera (dt:„Bergkette“) der Anden liegt direkt vor uns.“

Ich betrachtete die schneebedeckten Bergspitzen in der Ferne. „Viele davon sind Vulkane. Über Millionen von Jahre sind sie immer wieder ausgebrochen. Ihre Asche fiel auf diese Gegend und - wir reden über einen Zeitraum von Millionen von Jahren - haben sich zu dem Bimsstein verdichtet, der nun den Boden bedeckt. Und dort drüben siehst du die Gebilde, die von der Winderosion über die Jahre in die Bimsfelsen geschlagen haben. Sie sehen aus, wie Skulpturen, oder?“

Und das taten sie. Riesenhafte Skulpturen, so groß wie Schlachtschiffe. Der Flugsand hat massive Bögen in diese Skulpturen geschliffen. Es gibt dort auch Berge mit grau-blauen Bimsfelsen, doch diese Skulpturen waren weiß. Ganz in der Nähe gab es gigantische Gebilde, die aussahen wie Zucker, doch es war weißer Bims Sand.

Als wir um einen Berg kamen, um einen näheren Blick auf die Gegend zu werfen, sanken wir plötzlich in weichen Sand ein. Selbst mit einem Vierradantrieb, sah es so aus, als würden wir dort für eine ganze Weile festhängen….

„Hier draußen sterben die Menschen“, sagte Luis.

Fortsetzung folgt wahrscheinlich...

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