Ich hatte einen hohen Posten in der Provinzialregierung von Buenos Aires und war Mitglied der
Peronistischen Jugend. Das war in den frühen Siebzigern. Von 1973 an ging der rechte Sektor
der Peronistischen Partei dann immer aggressiver und mithilfe des Militärs gegen den linken
Parteiflügel vor.
Als im März 1976 das Militär an die Macht kam und viele meiner Freunde
verschleppt und getötet wurden, ging ich in den Untergrund. Leider kann man politisches Asyl
in Deutschland erst auf deutschem Boden beantragen. Mein Weg ins Exil führte mich 1977 über
Brasilien nach Bochum – dank der Hilfe des Ökumenischen Studienwerks. Seit 1983 lebe und
arbeite ich in Berlin.
Deutschland nahm ich anfangs kaum wahr. Es versank schon um vier Uhr nachmittags in
Dunkelheit, und von sechs an war sowieso alles zu – weniger Leben, mehr Sicherheit. Auch an
meine Ankunft erinnere ich mich eher metaphorisch als anekdotisch: Ich fühlte mich wie ein
erschöpftes, gehetztes Pferd, dem man endlich erlaubt, aus einem Gebirgsbach frisches Wasser
zu trinken.
Aufgezeichnet von Louisa Reichstetter