Von Alex Gruber
1 Zauberfloh: Es gibt wenige auf diesem Planeten, denen wie Lionel Mesi ein einziger Moment für die spielentscheidende Szene gereicht. Selbst auf allerhöchstem Niveau. Selbst mit einer gewissen Müdigkeit in den Beinen. Der vierfache Weltfußballer und dreifache Champions-League-Gewinner mit dem FC Barcelona ließ sich bei der WM auch nicht den Nerv ziehen, allein auf weiter Flur gegen drei bis vier Gegenspieler zu dribbeln. Neben seinem technischen Können ist auch eine spezielle Aura mit Messi verbunden. Eine, die Selbstvertrauen signalisiert und Räume für Mitspieler frei machen kann. Messi glänzt als Teamplayer.
2Entscheidungsträger: Das Lachen über den eigenen Teamchef ist den Argentiniern vergangen. Aus vielen Zweiflern sind echte Fans geworden. Weil sich der Coach selbst durch Kritik seiner Stars oder einer kleineren Spuck-Attacke (Lavezzi beim Gruppenspiel gegen Nigeria) nicht aus der Ruhe bringen lässt. Der Erfolg und die offenbar richtigen Personalentscheidungen stärken seinen und gleichzeitig den Rücken des Teams.
3 Leadertypen: Routiniers wie z. B. Javier Mascherano sind zu echten Führungspersönlichkeiten gewachsen, auch echte, charismatische Typen wie Pablo Zabaleta, Gonzalo Higuaín, Ezequiel Lavezzi und der möglicherweise wieder fitte Ángel di María vereinen viel Erfahrung auf internationalem Parkett. So fühlt sich Lionel Messi mit der Last der Verantwortung nicht allein.
4Abgebrühtheit: Man muss nicht unbedingt Martin Demichelis heißen, um ein gewisses Maß an Abgebrühtheit zu haben. Das tragen die Gauchos in sich. Zumindest ältere Semester erinnern sich daran, wie ein gewisser Diego Simeone 1998 im Achtelfinale gegen England den Ausschluss von David Beckham provoziert hat. Die Südamerikaner sind mit allen Wassern gewaschen. Das wird ihnen offenbar schon in die Wiege gelegt.
5Geerdet: Die Argentinier sind generell heißblütiger als die Deutschen, bewahrten im Laufe dieses Turniers aber stets kühlen Kopf: Dreimal spielte die Albiceleste in der K.-o.-Runde zu null und wurde für defensive Kunst und trotz vieler kreativer Pausen von den Fans gefeiert. Einen WM-Titel im Land des (verhassten) Nachbarn zu feiern, hätte noch einen zusätzlichen Reiz.