Diplomatischer Streit zwischen Argentinien und Ghana: Das Schulschiff "Libertad" liegt seit drei Wochen im Hafen der ghanaischen Stadt Tema vor Anker, nachdem ein Gericht des westafrikanischen Landes auf Antrag des US-Hedgefonds Elliott Associates den Dreimaster beschlagnahmen ließ. Die Elliott-Tochter NML Capital will von Argentinien Anleiheschulden aus dem Jahr 2001 eintreiben. NML Capital hatte während der Wirtschaftskrise im Jahr 2000 Staatsanleihen gekauft, bevor Buenos Aires im Zuge eines Schuldenschnitts einen Großteil seiner Kredite strich. Nach Darstellung des Fonds schuldet Argentinien ihm umgerechnet 285 Millionen Euro.
Argentinien wird den größten Teil der Besatzung seines in Ghana an die Kette gelegten Marine-Schulschiffes nach Buenos Aires ausfliegen. Das teilte das argentinische Außenministerium am Samstagabend mit.
Die 326 Besatzungsmitglieder sind zum größten Teil Argentinier, unter ihnen befinden sich aber auch Chilenen, Uruguayer und andere Lateinamerikaner sowie Südafrikaner. Die "Libertad" war am 2. Oktober bei einem Halt in der ghanaischen Hafenstadt Tema beschlagnahmt worden. Der Finanzfonds NML Capital mit Sitz auf den karibischen Cayman-Inseln hatte vor einem Gericht in Ghana die Pfändung des Schiffs erreicht, um Argentinien zur Zahlung von ausstehenden Krediten und Zinsen zu zwingen.
Nur der Kapitän und eine kleine Gruppe von Seeleuten bleibe an Bord der "Libertad", teilte das Außenministerium in Buenos Aires am Samstagabend (Ortszeit) mit. Der größte Teil der 326 Mann Besatzung soll Ghana sofort verlassen. Da das Schiff keinen Treibstoff erhalte, sei auch der Strom an Bord der "Libertad" ausgefallen.
UNO wird mit dem Fall befasst
Argentinien bringt den Streit vor die Vereinten Nationen. Wie der argentinische Außenminister Hector Timerman am Samstag (Ortszeit) in einer im Fernsehen verlesenen Erklärung mitteilte, gab Präsidentin Cristina Kirchner eine entsprechende Anweisung im Hinblick auf die Tagung des UNO-Sicherheitsrats am Montag.
Im Zuge des Streits traten der Chef der argentinischen Kriegsmarine, Carlos Alberto Paz, und die Leiterin des militärischen Geheimdiensts, Lourdes Puente Olivera, zurück. Außerdem wurden zwei ranghohe Offiziere suspendiert, die den Halt des Segelschiffs in Tema angeordnet hatten.
Die "Libertad" hatte vergangenes Jahr nur lateinamerikanische Häfen angesteuert. Presseberichten zufolge wollte die Marine so eine Pfändung des Schiffs vermeiden. In diesem Jahr lief der Dreimaster jedoch auch Häfen in Europa und Afrika an, bevor er in Ghana beschlagnahmt wurde.