Argentinien bleibt in seinem Herzen

Austausch

Ein Jahr hat Luca Kühl in Südamerika verbracht. Der 16-jährige Regensburger Gymnasiast eroberte dort die Herzen im Sturm.

von Daniel Steffen, MZ

In der argentinischen Stadt Corrientes gewann Blondschopf Luca Kühl (Mitte) viele neue Freunde. Foto: Kühl

Regensburg.„Das nächste Mal gewinnen wir.“ Den freundschaftlich gemeinten Satz kennt Luca Kühl mittlerweile hin und auswendig. Als er 2014 zum Austausch nach Argentinen kam, da hatte die deutsche Fußball-Nationalelf den Weltmeistertitel frisch in der Tasche. Noch einige Zeit lang hatten die Argentinier an jener Final-Niederlage zu knabbern, was aber das Verhältnis zu den Deutschen nicht im Geringsten belastete.

Nein, was der 16-jährige Luca in Südamerika erlebte, war ein großes Maß an Herzlichkeit und Interesse an seiner Person. Ein Deutscher zu Gast an ihrer Schule, das war für die Jugendlichen in der Stadt Corrientes schon etwas Besonderes. Und für Luca Kühl war es eine große Ehre, ein Jahr als Austauschschüler in Argentinien verbringen zu können. Kürzlich ist er wieder zurückgekommen, um am Goethe-Gymnasium in der Goethestraße seinen Weg zum Abitur fortzusetzen.

Ein Stück Argentinen wird immer in seinem Herzen bleiben. „Als ich nach Corrientes gekommen bin, konnte ich so gut wie gar kein Spanisch“, erinnert sich der Schüler. Drum hatte er auch erst im zweiten Halbjahr an der Schule die Tests mitgeschrieben - und dabei ordentlich abgeschnitten. „Ich habe eigentlich so gut wie alles verstanden.

Die Sprache zu lernen, ging viel schneller, als ich gedacht habe“, sagt er. Nur, was einige Fachbegriffe anging, da haperte es schon mal mit den Sprachkenntnissen. „Zum Beispiel in den Fächern Chemie und Wirtschaft.“

Emotionen statt Gefühlskälte

Da die argentinischen Schulfreunde von Beginn an den Kontakt mit Luca suchten, war das Band der Freundschaft praktisch im Handumdrehen geschlossen.

Vielleicht war es aber auch seine Größe, mit der Luca sogleich ins Auge fiel. Mit 187 Zentimetern überragte die komplette Klasse. „Die Menschen in Argentinien zeigen ihre Freude gern nach außen und lassen ihren Emotionen freien Lauf“, erklärt Luca. Keine Spur von Gefühlskälte, die in seinen Augen den Deutschen nicht nur nachgesagt wird.

Langeweile, die kam für Luca in Argentinien praktisch nie auf. Man spielte zusammen Fußball, ging schwimmen – oder zum Fischen hinaus an den Fluss. „Meine Gastfamilie hat dort ein Ferienhaus und wir haben dort viel Zeit verbracht.“

Mal just auf eine Cola vorbeizukommen, das war für Luca und seine Freunde völlig normal. „Die Leute in Argentinien sind viel spontaner und müssen nicht alles langfristig planen wie in Deutschland.“ Da könne man sich r eine Scheibe von abschneiden.

Den bayerischen Schweinebraten, den hat Luca das eine oder andere Mal vermisst. Dafür aber ist das Rindfleisch hoch im Kurs. „So einmal in der Woche trifft sich die ganze Familie zum Essen. Dann wird kiloweise Fleisch eingekauft und im großen Stil gegrillt.“

Von der Fußballbegeisterung im Land kann Luca ein Lied singen. Kleine Fußballfelder findet man praktisch an jeder Ecke – und die Nationalmannschaft ist den Argentiniern hoch und heilig.

Fußball-Fans mit Leib und Seele

Auch für deutsche Clubs schlagen die Herzen. Hoch im Kurs sind der FC Bayern und der BVB, erklärt Luca. Selbst drückt er dem Hamburger SV die Daumen. „Mein Opa kommt aus Hamburg und hat mich schon mit ins Stadion genommen, als ich noch ein kleiner Junge war.“ Nach Hamburg ging es jüngst für den 16-jährigen Agustin, einer von fünf Brüdern in Lucas Gastfamilie. In den nächsten Monaten will ihn Luca im hohen Norden besuchen und freut sich bereits drauf. In Kontakt bleiben die Jugendlichen ohnehin. „Zum Glück gibt es Facebook und Whatsapp“, schmunzelt Luca.

Zum Schluss hat er noch ein paar Dankesworte für die Druckerei Aumüller über. „Sie hat das Stipendium überhaupt erst möglich gemacht. Finanziell wäre das allein kaum zu stemmen gewesen.“

  • Achtgrößter Staat der Erde:

    Gemessen an der Fläche (2,8 Millionen Quadratkilometer) ist Argentinien der achtgrößte Staat der Erde und nach Brasilien der zweitgrößte in Südamerika. Zudem ist Argentinien das größte spanischsprachige Land der Welt.

  • Klimazonen:

    Wegen seiner großen Nord-Süd-Ausdehnung hat das Land Anteil an mehreren Klimazonen. Die Einwohnerzahl beläuft sich auf 43 Millionen. In der Metropolregion von Buenos Aires leben über 13 Millionen Menschen.

  • Einwohner:

    Corrientes ist eine Stadt im Nordosten Argentiniens. Mit etwa 320 000 Einwohnern zählt sie gut doppelt so viele Einwohner wie Regensburg. Für ihren Karneval ist die Stadt landesweit bekannt.(Quelle: Wikipedia.de) (mds)

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