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16.06.2015
Argentinien als Vorbild
Wie ein Grexit Griechenland retten kann
Mehr Artikel von Arvid Kaiser
Argentinien macht selten positive Schlagzeilen in der Weltpresse. Wenn das südamerikanische Land auf sich aufmerksam macht, dann mal mit Skandalen um den Umgang der politischen Führung mit Justizbehörden, mal mit dem schier endlosen Gerangel um Altschulden des Staates, die auch schon deutsche Gerichte beschäftigten. Und dann steckt Argentinien auch noch in einer Rezession - mal wieder, wie es scheint; Argentinien, der ewige Krisenfall.
Weniger beachtet wird, dass zwischen der aktuellen (milden) Rezession und der vorangegangenen (schweren) Krise ganze zwölf Jahre liegen, in denen die argentinische Wirtschaft zumeist regelrecht boomte. Diese Erfahrung könnte bald für Griechenland interessant werden, wenn die festgefahrenen Verhandlungen mit den Euro-Partnern tatsächlich scheitern und nur noch ein Grexit, ein Ausstieg aus dem Euro, bleibt.
Auch Argentinien musste eine untragbare Währungsunion aufgeben
Ein ähnliches Ereignis markierte zum Jahreswechsel 2001/2002 - ein Jahr nach Griechenlands Euro-Beitritt - den Wendepunkt für Argentinien: Das Land musste die Eins-zu-eins-Bindung seiner Währung Peso an den US-Dollar, eine ähnlich untragbare Währungsunion, aufgeben. Unmittelbar zuvor ließ es mit der Erklärung der Zahlungsunfähigkeit auch den Großteil seiner Altschulden und die harten Sparauflagen des IWF, der weitere Zahlungen verweigerte, hinter sich.
Was folgte, war zwar zunächst Chaos: Der Peso wertete binnen Kürze um drei Viertel ab, Argentinier verloren einen Großteil ihrer Ersparnisse, teils notwendige Importe bis hin zu Medikamenten wurden schlagartig unbezahlbar, auf den Straßen herrschte Unruhe - das ist das Schreckgespenst, das die Kreditgeber den Griechen für den Grexit-Fall vorhalten.
Doch gemessen an den vorangegangenen drei Krisenjahren, in denen die argentinische Wirtschaft ähnlich abstürzte wie die griechische es bereits hinter sich hat, war der Schmerz nach dem Dollar-Exit nur kurz.
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