Argentine Open 2012 POLO+10 Gespräch mit Thomas Winter – Polo+10 Das Polo

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Polospieler Thomas Winter bei den Argentine Open 2012

Das sagt der Experte: POLO+10 Gespräch mit Thomas Winter (+5) über das atemberaubende Finale der Palermo Open.

Das Finale der Palermo Open ist alljährlich das Highlight der argentinischen High Goal Saison. Wie hast Du das Finale 2012 erlebt?
Ich saß mit Freunden auf der Haupttribüne, in der 19ten Reihe. Von hier aus haben wir uns alles von Anfang bis zum Ende der Siegerehrung angesehen – es war der Hammer! Ein super Spiel, bei dem 90 Prozent der Zuschauer fest mit einem Sieg von La Dolfina gerechnet haben. Das spornt natürlich an und als Ellerstina erstmalig in Führung ging, wurde das von den Zuschauern zwar wahrgenommen, aber gar nicht richtig registriert. Irgendwie schien es außer Frage zu stehen, dass La Dolfina gewinnt. Es herrschte eine ganz komische Stimmung im Stadium – voller Begeisterung, aber auch Ungläubigkeit, was da gerade passierte. Alle Fans bangten nun mit den Teams um jeden Spielzug.

Wie beurteilst Du die Begegnung dieser Polo-Giaganten spielerisch?
Eigentlich haben wir den Kampf zwischen dem großen Goliath und dem kleinen David gesehen, auch wenn die Teams nur zwei Goals in ihrem Teamhandicap auseinander liegen: La Dolfina mit +40 und Ellerstina mit +38. Allerdings war die Übermacht von La Dolfina in den Vorrunden so was von eindeutig gewesen und auch der Sieg des Cambiaso-Teams bei den Hurlingham Open zeigte doch, welche Klasse diese Kampfmaschine an den Tag legen konnte. In ihrem Sturm schon seit Jahren den wohl besten Spieler der Welt (Adolfo Cambiaso) und den zur Zeit besten „Back“ der Welt (J. M. Nero) als Verteidiger. In der Mitte als „Vorstopper“ Perlon Stirling und dahinter Pablo Mac Donough – was soll einem da noch passieren?! Aber: Ellerstina war stark, sehr motiviert und sie hatten nichts zu verlieren… Als das Team dann auch noch in Führung ging und den ersten Chukker mit 2:1 gewann, dachten alle „ok, gleich legt La Dolfina los.“ Aber Ellerstina konnte sich auch weiterhin behaupten und kam mit 4:4 aus dem zweiten Chukker und 6:6 aus dem dritten Chukker. Erst im vierten Chukker konnte La Dolfina erstmalig die Führung übernehmen und mit 7:6 für sich entscheiden. Das Glück hielt jedoch nicht lange, dann übernahm wieder Ellerstina die Führung zum sagenhaften 9:7 im fünften und wohl entscheidenden Chukker. Ab diesem Zeitpunkt hat Ellerstina die Führung nie wieder abgegeben und konnte sogar den Vorsprung von zwei Toren bis ans Ende der Zeit zum Endstand von 12:10 retten. Im fünften Chukker schossen Facundo Pieres auf De Oro, Gonzalo Pieres auf Casino und Mariano Aguerre auf Ilusionada die wichtigen Tore.

Im letzten Chukker fiel schließlich gar kein Tor mehr, nachdem der siebte Chukker schon mit dem Endergebnis von 12:10 ausgegangen war. Davon schossen Facundo Pieres sechs Tore (vier Freistöße), Gonzalo Pieres vier Tore, Mariano Aguerre und Nicolas Pieres je ein Tor. La Dolfina hingegen schoss nur vier Tore aus dem Feld und sechs Tore durch Freistöße, die alle Adolfo Cambiaso verwandelte. Er hat insgesamt acht Tore geschossen (sechs Freistöße), Pablo Mac Donough und Juan Martin Nero schossen je ein und David Stirling kein Tor. Umso dramatischer wiegt die Tatsache, dass La Dofina weitere fünf Freistöße hatte, die allesamt von Adolf Cambiaso ausgeführt und nicht verwandelt werden konnten; darunter waren zwei 30-Yard-Freistöße, einer davon im letzten entscheidenden Chukker auf Cuatetera, seinem besten Pferd. Es gilt als ziemlich sicher und alle sind sich einig: Wenn der letzte Freistoß von Cambiaso gelungen wäre, wäre La Dolfina in der Lage gewesen, das Spiel doch noch zu drehen. Dafür ist ja gerade auch Cambiaso bekannt! Ellerstina war aber auf dem Platz am Ende deutlich die bessere Mannschaft und hat das auch gezeigt. Sie spielten erfrischend gutes, schnelles und sehr offenes Polo, störten früh, ließen auch Cambiaso wenig Raum und machten aus der Verteidigung heraus sofort Druck, indem sie gleich und ohne Umwege in die Offensive gingen. Das gelang vor allem durch ihre unglaublich langen „Backhander“ und die einstudierten Standardsituationen.

Was würdest Du sagen, sind neben der Qualität die größten Unterschiede zwischen argentinischem und europäischen Polo?
Die Qualität an Pferden und Spielern ist der eigentliche Unterschied. Die Argentinier haben eine viel längere Tradition bei der Pferdezucht und haben es verstanden, auch den Sport bis hin zur Weltspitze zu betreiben. Sie spielen viel selbstverständlicher als Team zusammen und haben eine uralte Pferdetradition und Mentalität. Davon können sich die Europäer eine Scheibe abschneiden. Ein weiterer Vorteil der Argentinier ist, dass sie prinzipiell das ganze Jahr über relativ gutes Wetter haben und nicht den kompletten Winter aussetzen müssen.


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