Argentinien steht im WM-Halbfinale. Foto: Ballesteros
Brasília (dpa) - Von den Rängen hallte es «Oh, Argentina», Lionel Messi und seine Mitspieler dirigierten hüpfend und Trikots schwenkend einen Chor von über 30 000 Fans im Estadio Nacional von Brasília.
Dank Gonzalo Higuains Siegtor zum 1:0 (1:0) gegen Belgien erreichten die Fußball-Minimalisten der Albiceleste erstmals seit 24 Jahren wieder ein WM-Halbfinale und dürfen weiter vom dritten Titel träumen. «Das ist ein ganz besonderer Moment in meiner Karriere. Argentinien hat heute gewonnen, weil wir es wollten», sagte der frühere Münchner Martin Demichelis, der zum ersten Turnier-Einsatz in Brasilien kam.
Nach ihrem dritten 1:0 im Turnier treffen die Argentinier am Mittwoch in São Paulo auf den Gewinner des Duells zwischen den Niederlanden und Costa Rica. Mit seinem ersten Turnier-Tor traf Higuain schon in der 8. Minute zum glanzlosen Sieg für den zweifachen Weltmeister, der vor 68 551 Zuschauern aber den Nachweis schuldig blieb, ein heißer Titelkandidat zu sein. Die größte Chance zum 2:0 vergab Lionel Messi in der vierten Minute der Nachspielzeit frei vor Belgiens Schlussmann Thibaut Courtois.
«Das ist bewegend. Heute feiern wir. Diese Mannschaft hat sich das verdient», sagte der zum Man of the Match gewählte Higuain. «Wir freuen uns darüber, die Mannschaft dahin gebracht zu haben, wo sie hingehört», erklärte Abwehrspieler Lucas Biglia, der den Wolfsburger Kevin De Bruyne fast völlig abmeldete. «Wir wollen natürlich mehr, dafür sind wir hier. Aber wir haben unser Minimalziel erreicht», konstatierte Coach Alejandro Sabella.
Die «Roten Teufel» verpassten nach ihrer schwächsten Vorstellung in Brasilien den ersten Einzug in die WM-Vorschlussrunde seit 1986. Dennoch war Coach Marc Wilmots nicht unzufrieden. «Wir können stolz auf unser Team sein, aber unser Gegner hat uns keinen Raum gegeben. Die Details haben den Unterschied gemacht», sagte der frühere Profi des FC Schalke 04, den der Gegner keineswegs überzeugt hatte. «Wir waren nicht, absolut nicht von den Argentiniern beeindruckt. Es ist ein gewöhnliches Team.»
Auch die Leistung des Unparteiischen Nicola Rizzoli aus Italien habe zum Ergebnis beigetragen. «Selbst beim kleinsten Foul hat der Schiedsrichter immer für sie gepfiffen», beschwerte sich Wilmots. Doch es war auch nicht zu übersehen, dass die «Roten Teufel» ihre sonstigen Stärken im schnellen Umschalten nicht ausspielen konnten und viel zu wenig Risikobereitschaft zeigten. «Uns hat ein bisschen die Erfahrung gefehlt», bekannte Bayern-Profi Daniel van Buyten.
Messi bekamen die Belgier nur selten in den Griff. In der 8. Minute war der Star mit einem Zuspiel auf Angel di Maria Ausgangspunkt des Führungstores. Dessen von Jan Vertonghen abgefälschter Pass landete bei Higuain, der nicht lange fackelte und Courtois mit seinem Direktschuss aus 16 Metern überwand.
Für den Stürmer war der erste WM-Treffer in Brasilien eine Erlösung. Higuain, der nicht topfit in die WM gestartet war und sich schon Kritik gefallen lassen musste, wurde im Spielverlauf immer stärker und machte auch den Ausfall von di Maria wett. Der Flügelflitzer musste nach 33 Minuten seinen Platz wegen einer Oberschenkelblessur für Enzo Perez räumen.
Die vor dem Spiel noch so selbstbewussten «Roten Teufel» agierten die meiste Zeit ohne Biss und Kreativität. Erst in der 26. Minute hatte Argentiniens Keeper Sergio Romero beim Schuss von de Bruyne seine erste Prüfung zu bestehen. Der Schlussmann konnte den Ball nur nach vorne abklatschen, doch kein belgischer Angreifer hatte nachgesetzt. Die beste Gegelegenheit vor der Pause verpasste Kevin Mirallas, der von Coach Marc Wilmots den Vorzug vor Dries Mertens erhalten hatte. Sein Kopfball nach Vertonghen-Flanke flog knapp am Tor vorbei (42.).
Dank Higuain blieb Argentinien auch nach dem Seitenwechsel die dominierende Mannschaft. In der 55. Minute scheiterte der 26-Jährige nach tollem Solo, bei dem er sogar Belgiens Abwehrchef Vincent Kompany tunnelte, mit seinem Schuss an der Lattenoberkante. Erst die Einwechslungen von Mertens und Romelu Lukaku für Mirallas und den schwachen Divock Origi brachten nach gut einer Stunde frischen Wind in die belgische Offensive. Doch zum Ausgleich reichte es nicht.
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